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Jahresrückblick 2023 oder Apokalypse Teil 341



In den letzten Jahren ist es schwierig gewesen, einen Jahresrückblick zu schreiben, der nicht absolut deprimierend ist und nach der Apokalypse klingt. Jedes Jahresende aufs Neue kündigen wir das Ende der Welt an. Ist schon fast Tradition. Das ist das Ergebnis, wenn die Filme “Apocalypse Now“ und “Täglich grüßt das Murmeltier“ geheiratet haben. Daher wissen wir, dass auch dieses Jahr und nächstes Jahr nicht die Apokalypse ins Haus steht. Da kann ich uns alle beruhigen. Keine Sorge! Keine Apokalypse. Nur biblische apokalyptische Vorzeichen…


Der deutsche Sommer 2023 ist heiß, so was von heiß. Nein, es ist gar nicht Sommer. Es ist erst Frühling. Und die Vorboten der Apokalypse sind unübersehbar. Seltsame Ereignisse weltweit. 200 Schwäne berauschen sich in einem Mohnfeld in der Slowakei, die britischen Royal Guards mit ihren Bärenfellmützen brechen beim Trompeten in der sengenden Juni Hitze ohnmächtig zusammen, Taylor Swift und ihre Swifties verursachen ein Erdbeben, es gibt plötzlich Löwen in Deutschland, die sich dann aber in Wildschweine verwandeln. Der Kachowka Staudamm wird gesprengt und gleich dem Berliner Aquadrom zappeln Millionen von Fischen in ihren Tod. Barbie stiehlt Oppenheimer die Show. Ken stiehlt Barbie mit seiner Kenergie die Show, indem er einfach Ken ist und damit Kenough ist. Eine der großen stabilen Säulen unserer Gesellschaft bröselt, denn Twitter heißt nicht mehr Twitter, sondern X…denn wie jeder große Geschäftsmann weiß, always change a running System! Berlusconi geht am 12. Juni hops, ich habe ein Burnout und Wacken wackelt im Schlamm. Biden fällt immer hin und tattert rum „god save the queen!“ die schon längst tot ist oder „Putin is losing the Iraq war“. Helene Fischer verletzt sich bei Akrobatik in HANNOVER! Der Roncalli Chef schimpft, dass eine 2 Stunden Show mit 3 Disziplinen, Tanzen, Singen, Akrobatik, nicht konzentriert möglich ist. Er hat die Disziplin von schmachtend in den Armen ihrer männlichen Co-Stars liegen vergessen. Fans fordern sie zum Aufhören auf. Aber wie mein Stiefvater bei der Helene Fischer Weihnachtsshow einst sagte: Die ist doch nicht echt. DIE HAT DER PUTIN ZUSAMMENGESCHRAUBT! 


Da ist was dran. Denn bei Putin bröckelt es ja auch.


In dem von ihm angezettelten Krieg, haben wir die größte Schlacht seit Stalingrad in den Ruinen der Stadt Bachmut, der Fleischwolf, wie er von den Wagner Söldnern genannt wird. Wie ein Echo aus der Vergangenheit, wirkt dieser Stellungskrieg in Schützengräben, in denen Überreste zweier deutschen Soldaten aus dem zweiten Weltkrieg gefunden werden, damit wir auch wirklich verstehen, dass wir uns historisch im Kreis drehen.


Sulla marschierte einst auf Rom, Mussolini ebenfalls, Hitler marschierte auf Berlin, kam dabei aber nicht weiter als München, wo er gestartet war, und der Kopf der Wagner Söldner, Jewgeni Prigoschin, marschiert auf Moskow. Gegen Putin. Die Welt hält den Atem an. Sein Marsch dauert weniger als ein Tag und kommt nirgendswo an. Im Anschluss beginnt ein langes Ratespiel über Prigoschins Verbleib. Es erinnert an Fragen nach ehemaligen Stars und Sternchen aus 90er Jahre Sitcoms. Where are they now? Eine Frage, die im Fall von Matthew Perry, welcher bei Friends den Chandler Bing verkörperte, leider jetzt mit tot beantwortet werden muss. Bei Prigoschin auch. Nach einem Flugzeugabsturz- das hat ja niemand kommen sehen- wird sein Tod bestätigt. Wagner spielt keine Rolle mehr, außer als Inspiration für die Umstrukturierung der russischen Armee.


Die Wagner Söldner haben gezeigt, dass eine moderne paramilitärische Gruppe auch über gute Social Media Kampagnen verfügen muss. Und…..sie sind nicht die einzigen.


Immer wenn du denkst schlimmer geht nimmer, kommt der 7. Oktober. Hamas Truppen überfallen, vergewaltigen, ermorden, entführen Menschen aus Israel, die sie nicht als Menschen sehen. Und sie wissen ganz genau, was sie da tun. Es ist klar, dass die israelische Regierung darauf reagieren wird. Diejenigen, die den Überfall auf israelische Zivilisten geplant haben, wissen, dass in der Folge viele palästinensische Zivilisten ermordet werden. Deshalb machen sie das. Für gut gelungene Social Media Kampagnen. Für Bilder von toten Palästinenser:innen. Opferbilder. Den Mord an der eigene Bevölkerung nehmen sie dabei in Kauf. Und die Kampagne geht auf. Menschen gehen weltweit auf Pro-Palästina Demos. Die Demonstrationsteilnehmer:innen sind zu recht empört über das Unrecht, das Palästinenser:innen geschieht, denn ganz ehrlich…wen kann dieses Schicksal kalt lassen? Aber zu Unrecht wird dieses Kalkül der Hamas nicht angekreidet, zu Unrecht die Entmenschlichung einer ganzen Gruppe hingenommen und zu Unrecht Antisemitismus wieder befeuert. Und das Ganze während Netanyahu zu Unrecht den Gazastreifen in Schutt und Asche bombt während ihm die israelischen Geiseln, von denen drei von ihrer eigenen Armee erschossen werden, so gleichgültig sind, wie der Hamas die palästinensische Zivilbevölkerung.


Derweil haben wir in Deutschland dieses Jahr den ersten AfD Bürgermeister und den ersten AfD Oberbürgermeister. Max Czollek wundert sich, dass darauf kaum empört reagiert wird. Warum eigentlich nicht? Die Antwort ist einfach. Antisemitismus kreiden wir lieber bei Muslim:innen an, nicht bei uns selbst…….SPIEGLEIN SPIEGLEIN AN DER WAND…


Diesen Dezember lernen wir, dass das auf dem Weihnachtsmarkt beliebte Getränk Lumumba nach Patrice Lumumba benannt ist, der erste schwarze Premierminister des Kongos nach der belgischen Kolonialherrschaft, der im Beisein belgischer Beamter durch ein Kommando erschossen wurde. Kakao mit Schuss ist ein Hinweis auf sein Lebensende. Wie immer reagiert die Netzgesellschaft einfühlsam. 


„Würde mich freuen, wenn nach mir ein Getränk benannt würde!!! Mir scheissegal, was mit dem Typen war.“ kommentiert ein Nutzer, von dem ich hoffe, dass er keinen Beruf hat, bei dem er wichtige Entscheidungen für andere Menschen treffen muss.


Während uns das Ächsen und Knirschen im Gebälk unseres demokratischen Hauses und die Vorzeichen der Apokalypse uns Angst einflössen, kennt ein Mensch allein einen Ausweg aus der Krise! Es gibt Hoffnung! Es gibt Rettung! Es gibt eine Lösung. Für alles. Und es ist so einfach!!!! Warum sind wir nicht früher darauf gekommen???


Nicht alle Helden tragen Umhänge und ES trägt keinen, aber ES weiß worauf es ankommt!!! Das Södermännchen verbietet das Gendern und alles ist wieder gut!


Puh! Da haben wir nochmal Glück gehabt.


Möglicherweise brauchen wir gar keine Lösung. Möglicherweise ist es nicht schlimm, dass unsere Gesellschaft auseinanderfällt, die Würde der Menschen wieder antastbar geworden ist und die Klimakonferenz in Dubai keinen Staat zu verbindlichen Maßnahmen gegen den Klimawandel zwingt. Vielleicht zwingt uns das Klima selbst demnächst zu diesen Maßnahmen. 


In unserer Prä-Apokalypse wird Australien mit Krokodilen überschwemmt, Münchens Flughafen bis zur Bewegungslosigkeit eingefroren, Frankfurt U-Bahn ein Aquarium und in Island bricht mal wieder ein Vulkan aus. So ein Vulkan kann den internationalen Flugverkehr stoppen.


Möglicherweise stoppen extreme Wetterereignisse unsere Globalisierung und wir müssen demnächst Gemüse auf unserem Balkon und Pilze in unserem Keller züchten, weil es kaum noch Flugverkehr gibt, also auch keine exotischen Tomaten aus Brasilien mehr. Möglicherweise gibt es demnächst keine Kreuzfahrten mehr, weil allen droht, die nächste Titanik in der Ungewissheit der Meeresstürme zu werden. Möglicherweise laufen großen Firmen die Arbeiter:innen fort, da diese nun mit der Selbstversorgung beschäftigt sind und keine Zeit haben, Gewinne für irgendwelche Milliardäre in Vorständen zu erwirtschaften. Möglicherweise war es das mit dem Urlaub auf Gran Canaria und dem Backpackjahr in Australien.


Also, lehnt euch zurück. Verkleinert euren Radius. Legt einen Garten an, hinterm Haus oder in der Mitte der Stadt, pflanzt Lupinen als Kaffeeersatz und besorgt euch Hühner, kümmert euch um die Menschen, die ihr tagtäglich seht.…und wir sind wieder da. Wo wir vor langem schon einmal waren. Möglicherweise muss unsere Welt wieder ganz klein werden. Möglicherweise, war die große Welt einfach zu groß für uns.











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